Es ist eine bekannte Tatsache, dass ein guter Teil der Verdauung bereits im Mund beginnt. Gründliches Kauen zerkleinert die Speisen nicht nur so, dass wir sie überhaupt schlucken können. Das mechanische Zerkauen in Verbindung mit Enzymen im Speichel öffnet auch die Zellwände der Nahrungsbestandteile, so dass der Körper bereits über die Mundschleimhaut wichtige Vitalstoffe absorbieren kann.
Auch die Verträglichkeit steigt so ganz automatisch, weil dem Magen dadurch wichtige Vorarbeiten abgenommen werden. Wenn Sie eine nicht ganz reibungslos funktionierende Verdauung haben, werden Sie den Unterschied schnell spüren. (Die „30“ ist zwar in der Tat eine brauchbare Richtschnur, aber ganz so streng müssen Sie sich doch daran nicht halten. Bei sehr weichen Speisen, Suppen oder weichem Obst ist die Regel sogar schier unrealistisch.)
Genussvolles, langsames Essen hat aber noch einen weiteren ganz entscheidenden Vorteil: Es ist gut für die Figur. Erst nach durchschnittlich 10 Minuten nämlich setzt überhaupt ein Sättigungsgefühl ein. Wer es „schafft“, innerhalb dieser Zeit riesige Mengen an Fett, Kalorien und Zucker in sich hineinzuschaufeln, nimmt also viel mehr zu sich, als der Körper zum Sattsein eigentlich bräuchte! Dieses „Zuviel“ summiert sich über die Monate und Jahre und schlägt sich in Form ärgerlicher Zusatzpfunde auf Rippen, Hüften und Kinn.
Wer sich beim Essen deshalb Zeit lässt, gibt dem natürlichen Sättigungsgefühl wieder die Möglichkeit zurück, das Ruder zu übernehmen. Ganz davon abgesehen, dass langsameres Essen den Genuss um ein Vielfaches potenziert! Wer jedem einzelnen Bissen die Aufmerksamkeit zukommen lässt, die er verdient, wird mit einem völlig neuen Aromenerlebnis belohnt!
Ein Stück Brot etwa schmeckt nach mehrmaligem Kauen plötzlich richtig „getreidig“. Dieser getreidige Geschmack rührt von der Stärke aus dem Mehl her. Gründlich gekaut, gibt dieser Stärkeanteil all seine natürliche Süße preis. Gehen Sie dann ruhig noch weiter, gönnen Sie sich den Test mit Brot oder Brötchen aus verschiedenen Getreidesorten! Weizen schmeckt fein-samtig, Dinkel nussig-leicht und Roggenbrot, das mit Sauerteig statt Hefe gebacken wird, bringt eine kräftig-vollmundige Note mit.
Oder haben Sie schon einmal einem Löffel Hühnersuppe bis zum letzten Geschmackspartikel nachgeschmeckt? Das ist eine regelrechte Aroma-Reise! Von salzig über süßlich über fleischig-nahrhaft über lieblich-gemüsig ... einfach wunderbar.
Käse (in Würfelchen pur, nicht auf dem Brot) ist ein weiteres grandioses Beispiel. Probieren Sie es aus: mit einem Tüpfelchen Tomaten- oder Orangenmarmelade dazu, einem Stück Trockenfeige, einer frischen Weintraube, etwas feinem Balsamicoessig oder natürlich einem guten Schluck Wein – die Geschmackvariationen sind unendlich!
Sicher werden Sie nicht bestehende Essensgewohnheiten von heute auf morgen umprogrammieren können. Trotzdem möchten wir Sie ermutigen, sich ab jetzt etwas mehr Zeit für das Erlebnis Essen zu gönnen. Sie werden es nicht bereuen.
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